Nur weil Exzellenz drauf steht, ist nicht Exzellenz drin

Gestern wurde bekanntgegeben, welche Forschungscluster in Zukunft im Rahmen der Exzellenzstrategie des Bundes gefördert werden. Damit wurde auch entschieden, welche Universität in Zukunft die Chance auf den Titel „Exzellenzuniversität“ bekommt. Die TU Dresden hat die Hürde dafür genommen und 3 der eingereichten Clusteranträge durchbekommen. Glückwunsch dafür. 

Doch unabhängig vom Ausgang üben wir - wie viele andere auch - grundsätzliche Kritik an der Ausrichtung und Wirkung des "Elite"-Förderprogramms. Die deutschen Universitäten sind allgemein unzureichend finanziert. Guter Lehre und ordentlichen Studienbedingungen kommt derzeit kein hoher Stellenwert zu. Mehr Informationen zu dem Thema in unserer Pressemitteilung “Nur weil Exzellenz drauf steht, ist nicht Exzellenz drin”.


Die deutschen Universitäten blicken gespannt nach Bonn. Dort wird heute verkündet, welche großen Forschungsprojekte in der nächsten Runde des Exzellenzprogramms eine Förderung erhalten. Die TU Dresden ist hierbei noch mit 6 Anträgen für sogenannte Cluster im Rennen. Nur wenn mindestens zwei von ihnen bewilligt werden, besteht die Möglichkeit den Titel Exzellenzuniversität für weitere sieben Jahre zu verteidigen. Doch der schöne Name täuscht über Missstände hinweg, die es auch an Deutschlands vermeintlichen Eliteuniversitäten seit Jahren gibt.

Überfüllte Hörsäle, zu wenig und dazu noch dauerbefristetes Personal, Gebäude, in die es hineinregnet. Wie paradox der Begriff Exzellenz angesichts dieser Umstände ist, wird schnell offensichtlich. Die Hochschulen sind nicht ausfinanziert; es besteht ein akuter Investitionsstau in vielen Bereichen. Dennoch soll auf internationalem Spitzenniveau Forschung betrieben werden. Über die Voraussetzungen für die Ausbildung von zukünftigen Wissenschaftler:innen, gute Lehre und Studienbedingungen, spricht derweil kaum jemand. „Lehre als eine der Hauptaufgaben der Unis muss ingesamt einen viel höheren Stellenwert bekommen“, sagt Fabian Köhler, Geschäftsführer Lehre und Studium des StuRa. Dass nun für die Exzellenzstrategie erstmals das Kriterium der forschungsorientierten Lehre eingeführt wurde, „bietet zumindest etwas Platz für innovative, neue Lehrkonzepte und die Umsetzung des Humboldtschen Bildungsideals.“

Die Lehre wurde bisher mit dem auslaufendem Hochschulpakt bedacht, dem zweiten großen Hochschulförderprogramm des Bundes. Die Aufwendungen waren hoch, der Erfolg begrenzt und am grundlegenden Problem der Unterfinanzierung änderten auch diese und ähnliche Maßnahmen wie der Qualitätspakt Lehre nichts. Abhilfe könnte die Weiterentwicklung des Hochschulpakts oder ein gänzlich neues Programm schaffen. Großes Hindernis dafür bleibt jedoch das Kooperationsverbot, das dem Bund nur über Projektförderungen die Unterstützung der Länder ermöglicht. Durch den Projektcharakter entsteht ein hoher administrativer Aufwand bei der Bewerbung, die Nachhaltigkeit bleibt gleichzeitig fraglich. Die Universitäten sind nach dem Auslaufen der Förderung allein oft nicht in der Lage, die Forschung auf dem Niveau beizubehalten.

Das Exzellenzprogramm hat die deutsche Hochschullandschaft gespalten. Nicht nur in Exzellenz- und „Nicht-Exzellenz“-Hochschulen. Es profitieren die Natur- und Ingenieurswissenschaften, während die Geistes- und Sozialwissenschaften verlieren. Eine Spitzenförderung darf die Breitenförderung nicht ersetzen, sondern höchstens ergänzen. „Wer nur wenige Leuchttürme baut, darf sich nicht wundern, dass der Lichtschein nicht alle erreicht“, fasst Geschäftsführerin Hochschulpolitik, Nathalie Schmidt, abschließend zusammen. „Deshalb fordern wir Leuchttürme für alle.“
 
 
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