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Unterfinanzierung der Bildung
Die Bildungsfinanzierung in Sachsen - ein Überblick
Die vorliegende statistische Auswertung beschäftigt sich mit der Finanzierung von Bildung durch die öffentliche Hand in Sachsen. Dabei liegt das Hauptaugenmerk auf den Jahren 1998-2008. Als Vergleichszahl wird die Bildungsfinanzierung des Bundes herangezogen. Die Daten anderer Bundesländer ohne Studiengebühren wurden ebenfalls angefordert und ausgewertet. Da sich aber letztendlich kein anderes Bild oder kein anderer Trend als für das Bundesland Sachsen ergibt, führe ich deren Material nur gesondert an, wenn es für die Prägnanz der Darstellung erforderlich ist. Spezielle Einzelstatistiken und Zahlen (auch anderer Bundesländer) können bei mir bei Bedarf zur Bereitstellung gern angefragt werden. Alle angegebenen Zahlen stammen von den Statistischen Landesämtern und dem Bundesamt und werden somit als gesichert angesehen. Die Finanzierungszahlen sind der Prägnanz und besseren Einprägbarkeit wegen gerundet.
Entwicklung der Studentenzahlen in Sachsen:
Die Studentenzahlen in Sachsen stiegen von 1998, 76678 Studierende, auf 107359 Studierende im Jahre 2008 an.
Davon entfallen momentan 75243 Studenten auf die sächsischen Universitäten ( 1998: 53243 ) und 28192 auf die Fachhochschulen( 1998: 19941). Gründe für diese starke Tendenz ein Studium aufzunehmen, können darin gesehen werden, dass es mehr geburtenstarke Jahrgänge in Ostdeutschland gibt, dass das Schulsystem noch nicht ganz so stark selektiv ausgeprägt ist, wie in westlichen Bundesländern oder aber eben auch, dass die beruflichen Perspektiven nach einem Schulabschluss nicht die besten sind und sich durch die Aufnahme eines Studiums auch eine Veränderung und Beruhigung des Gesamtarbeitsmarktes erhofft wird. In Sachsen halten nämlich interessanterweise die Absolventenzahlen nicht mit den Studentenzahlen schritt. Letztendlich ist die Höhe der Studentenzahlen in allen östlichen Bundesländern offensichtlich, das dürfte nicht zuletzt aktuellen arbeitsmarktpolitischen Erwägungen und nicht nur einem langfristigen individuellen Konzept „Aufstieg durch Bildung“ geschuldet sein.
Studentenzahlen im Bundesgebiet:
Für das gesamte Bundesgebiet ist ein solcher sprunghafter Anstieg hingegen nicht auszumachen. 1998 wurden 1,8 Mio. Studenten verzeichnet und 2008 waren es in etwa 1,94 Mio. junge Menschen, die an deiner Hochschule oder Fachhochschule eingeschrieben waren. Davon waren 1,3 Mio. Universitätsstudenten und 600000 FH-Studenten. Im Vergleich zu 1998 ist die Zahl der Unistudenten relativ konstant, die FH-Zahlen aber angestiegen ( von 435000). Das dürfte auch an einer ausgeprägteren Praxisnähe des Studiums liegen. Für das Jahr 2011 erwartet das Statistische Bundesamt eine Studentenzahl von 2,4 Mio.
Hochschulfinanzierung:
Die Gesamt - Finanzierung der Hochschulen und Fachhochschulen in Sachsen stieg im Berichtszeitraum zwar von ca. 1,25 Milliarden. auf 1,6 Milliarden. pro Jahr an, jedoch ist dieser Anstieg im wesentlichen höheren Personalkosten geschuldet. Laut Statistischem Bundesamt veranschlagt die Finanzierung der Personalkosten bundesweit rund 61% des Bildungsbudgets. Leider war der Statistik nicht zu entnehmen, ob es sich hierbei um gestiegene Personalkosten nach Tarifvertrag handelte oder um allgemein gestiegene Verwaltungskosten-und deren Aufwand. An veränderter und verbesserter Einstellungspraxis zur Förderung der Lehre kann jedenfalls nicht die Rede sein. Die Zahl der festen Mitarbeiter blieb konstant. Hingegen stieg die Zahl des externen oder nicht festen Lehrpersonals an. Erwägungen dazu können natürlich sowohl die bessere Verzahnung von Theoretikern und Praktikern sein, als auch die Vermeidung von weiteren Personalkosten, was aber auch die Lehrenden auf wirtschaftlich und rechtlich unsichere Felder stellt.
Für die Einnahmen und Ausgaben der Hochschulen und Fachhochschulen in den Jahren 1998-2007 gilt folgendes: 1998 erhielten die Unis 1,2 Milliarden Euro, davon mussten 742 Millionen Euro für das Personal ausgegeben werden. Auf der Einnahmenseite insbesondere durch Drittmittel waren 129 Mio. Euro zu verbuchen. 2007 waren es 1, 6 Milliarden Euro insgesamt, davon gingen 855 Mio. Euro an die Personalkosten ( also ein deutlicher Anstieg). An Einnahmen durch Drittmittel wurden 2007 230 Millionen Euro verzeichnet.
Die Finanzierung der Fachhochschulen beläuft sich wie folgt: 1998 bekamen sie 162 Mio. Euro, davon veranschlagt das Personal 102 Mio. Euro. Die Einnahmen durch Drittmittel beliefen sich auf 8,1 Mio. Euro. 2007 waren es dann 185 Mio. Euro auf der Haben-Seite, davon mussten Personalkosten in Höhe von 116 Mio. Euro getragen werden. Die Einnahmen der FHs durch Drittmittel beliefen sich auf 14 Mio. Euro.
Die staatlichen Investitionsausgaben an Fachhochschulen sanken (von 3,3 Mio. auf etwas weniger als 3,1 Mio. Euro) und die Drittmittelaquise gewinnt kontinuierlich an Bedeutung, um eine adäquate Aufgabenerfüllung zu gewährleisten. Das ist nicht nur Ausdruck eines zunehmenden Interesses der Industrie und Wirtschaft vom Know-How der Bildungseinrichtungen langfristig durch Kooperationen zu profitieren, sondern auch Ausdruck des Rückzuges des Landes von seinen primären Bildungsaufgaben als Träger der Bildungsinstitutionen.
An den Unis stiegen die Investitionsausgaben (1998: 200 Mio.; 2008: 264 Mio Euro) zwar an, dafür stiegen die Bedürfnisse nach Drittmittelfinanzierung aber ebenfalls sprunghaft (1998: 129 Mio.; 2008: 231 Mio. Euro).
Selbstverständlich variieren die Ausgaben pro Student nach der jeweiligen Fächergruppe. Am ganz unteren Rand stehen die Sprach-und Kulturwissenschaftler, gefolgt von Rechts-und Sozialwissenschaftlern, welche aber mit 600000 Studierenden bundesweit die größte Studentengruppe bilden.
In Sachsen waren 1998 noch 13030 Sprach-und Kulturwissenschaftler, sowie 15104 Rechts-und Sozialwissenschaftler immatrikuliert. Das macht eine Gesamtstudentenzahl von 28134 in den genannten Disziplinen. 2007 hingegen waren 18670 Sprach-und Kulturwissenschaftler, sowie 16591 Rechts-und Sozialwissenschaftler, was eine Gesamtstudentenzahl von 35261 macht. Ein deutlicher Anstieg also. Für sie (hier: Sprach-und Kulturwissenschaftler) werden pro Jahr nur ca. 2500 Euro ausgegeben, wobei hingegen ein angehender Humanmediziner (absolute Obergrenze aller Studienfächer) mit 22500 Euro pro Jahr zu Buche schlägt. Im gesamten Bereich der Humanmedizin blieben die Studentenzahlen relativ konstant, was auch am Zulassungsverfahren der ZVS liegen kann. 1998 gab es 4043 Studenten, 2007 waren es 5567.
Eine kontinuierlich starke Förderung erfahren nur die Ingenieurs-und Wirtschaftswissenschaften, sowie die Medizin (ausgenommen Veterinärsmedizin), das ist deutschlandweiter Trend. Dem Zahlenmaterial ist aber gleichfalls zu entnehmen, dass die Pro Kopf-Finanzierung aller Studenten sinkt, wenn auch nicht im gleich rapiden Ausmaß. Die Studienzahlen in den Ingenieurswissenschaften stiegen in Sachsen von 1998 (8600) auf 2008 (15498) an, sind aber seit 2003 kontinuierlich rückläufig. Dafür steigt die Pro-Kopf-Finanzierung der genannten Studiengänge stetig an, aktuell beläuft sie sich auf rund 8800 Euro pro Jahr.
Wenn man nun die Studentenzahl in den am meisten geförderten Studienrichtungen, mit denen der größten und gleichzeitig am defizitärsten finanzierten Gruppe der klassischen Geisteswissenschaftler vergleicht, ist eine klare Trennlinie zwischen offensichtlich wirtschaftlich verwertbaren Studiengängen und solchen die es nur sekundär sind, nicht zu verkennen.
Laut Statistik gab das Bundesland Sachsen 2008 durchschnittlich 6600 Euro/ Student aus, im Vorjahr waren es hingegen aber noch 6900 Euro. Damit liegt es im bundesdeutschen Mittelfeld, aber unterhalb des Schnittes aller ostdeutschen Bundesländer. Der Durchschnitt in Ostdeutschland liegt bei 6800 Euro. Die westdeutschen Flächenländer geben durchschnittlich 7200 Euro aus, sowie die Stadtstaaten 7700. Absolutes Negativbeispiel ist Rheinland Pfalz mit 5500 Euro, dessen Ausgaben sanken zum Vorjahr um ganze 1300 Euro/ Student ab. Spitzenreiter der Statistik sind Baden Württemberg, Niedersachsen (beide über 7000), sowie Berlin (absoluter Spitzenwert 8800 Euro).
Hochschulfinanzierung durch den Bund:
Die Ausgaben und Finanzierung des Bundes für die Hochschulen steigen zwar rein zahlenmäßig seit 1998 kontinuierlich an (1998: 106 Mrd. Euro) und pendelt sich seit 2003 auf etwa 142 Mrd. Euro ein. Diese Zahlen sagen aber rein gar nichts über ein gestiegenes Interesse am Thema Hochschulen und Bildung. Vielmehr bleiben die Ausgaben gemessen am BIP immer ziemlich gleich, sie pendeln um den Wert 5,6 %. Also hat der (Bundes-) Gesetzgeber sein Versprechen, Bildung zur Chefsache zu machen, nicht gehalten und verkennt vielmehr dessen zentralen Wert. Gemessen an den Zahlen, veranschlagt die frühkindliche Erziehung, bis hin zum Erreichen des Alters, wo schulische Weichen für einen etwaigen späteren Universitätsbesuch gestellt werden (Abschluss der Grundschule) bereits 52% des Gesamtbildungsbudgets. Den restlichen Betrag teilen sich sowohl die Gymnasien, als auch die diversen Hochschularten, als auch Weiterbildungsinitiativen und der sogenannte zweite Bildungsweg.
Ansonsten sind die Initiativen am deutschen Gesamtbildungsetat wie folgt verteilt: Der Bund finanziert etwa 8%, die Länder 51%- was aber nach dem Wegfall des Hochschulrahmengesetzes noch signifikant weiter ansteigen sollte, und bisher noch ungeahnte Probleme für die Länder mit sich bringen sollte, private Initiativen 25%, sowie die Gemeinden 17%.
Konkrete Zahlen für Sachsen:
Das sächsische Bruttoinlandsprodukt wuchs von 1998 (75000 Euro) auf für 2008 (vorläufige geschätzte Zahl des Statistischen Landesamtes) 92400 Euro an. Trotz des Anstiegs pegelten sich die Ausgaben für den Bildungssektor aber auf 13% des sächsischen Haushalts ein. Der bundesweite Durchschnitt liegt bei 15%. Den absoluten Tiefpunkt in den Bildungsausgaben markierte das Jahr 2004 (0,93 % des BIP) , was auch mit einem Wechsel der koalitionären Mehrheiten im Land zu tun haben könnte, aber weder vorher noch nachher sind relevante zahlenmäßige Unterschiede wirklich ersichtlich. Der Mittelwert liegt kontinuierlich um 1,4 % des BIP.
Für die Bildung der Gesamtheit seiner Einwohner gibt das Land mithin 220 Euro/ Jahr aus. Im bundesweiten Durchschnitt sind es zwar auch nur 10 Euro mehr, aber immerhin.
Für die Studienfinanzierung gilt folgendes: 1998 haben rund 27000 sächsische Studierende BaFöG-Förderung erhalten, der durchschnittliche Wert betrug 271 Euro/ Monat. 2007 (Zahlen für 2008 liegen noch nicht vor) waren es 40000 Studierende, die durchschnittlich 370 Euro erhielten. Das liegt zwar nur sehr leicht unterhalb des bundesweiten Durchschnitts von 371 Euro, aber gemessen am Bundesdurchschnitt der Berechtigten (ca. 850000, bzw. annähernd die Hälfte der Studierenden) müsste die Zahl der Bezieher etwas höher liegen, oder aber die Auslese von Studenten mit entsprechendem elterlichem Hintergrund ist bereits in vollem Gang. Leider waren keine Zahlen verfügbar, wie viele der Studenten einer eigenen Erwerbsarbeit zum Zwecke der Studienfinanzierung nachgehen oder nachgehen müssen, außerdem konnte der soziale Hintergrund der Studenten bisher auch nicht ausreichend berücksichtigt werden.
Wichtiger Hinweis: Laut den Zahlen des Sächsischen Hochschulratings (2008) gibt der Freistaat 226 Euro pro Kopf und Jahr für die Bildung seiner Einwohner aus. Das sind 6 Euro mehr, als in den mir vorliegenden Zahlen. Ähnlich verhält es sich mit der durchschnittlichen pro-Kopf-Finanzierung der Studierenden, welche abweichend und höher von meinen Zahlen angegeben wurde.