PM: Oberbürgermeister verbreitet irreführende Informationen zum Semesterticket

In einem Interview vom 22. November 2022 äußert sich der amtierende Dresdener Oberbürgermeister Dirk Hilbert zur finanziellen Situation von Studierenden. Dabei geht der Oberbürgermeister unter anderem auf das Semesterticket ein und behauptet, dass es sich bei den Studierenden um einen privilegierten Kundenkreis handele, den die übrigen Kunden des ÖPNV zu finanzieren hätten. Nun melden sich Vertreter:innen des Studierendenrates, die das Semesterticket für über 30.000 Studierende mit den Verkehrsbetrieben verhandeln und widersprechen dem Oberbürgermeister in mehreren Punkten.

"Wir sind sehr verwundert über die Aussage des Oberbürgermeisters. Gerade in den letzten Pandemiejahren haben unsere Studierenden das im Solidarmodell finanzierte Semesterticket weiter zahlen müssen, während zahlreiche Abokund:innen ihr Abo kündigen konnten." Marius Schiller, Referent Mobilität.

Das Statement des OB, dass es sich eigentlich um eine privilegierte Kundengruppe handele, den die restlichen Kundengruppen zu finanzieren hätten, entspreche daher nicht der Realität. Nach Aussagen der Studierendenvertreter sei sogar genau das Gegenteil der Fall: „Nur durch das Solidarmodell, also den Fakt, dass alle Studierenden, unabhängig der eigenen Nutzung, das Ticket zahlen müssen entsteht der sozialverträgliche Preis. Damit schaffen wir für die Verkehrsbetriebe eine zuverlässige und wichtige Einnahmequelle. Die Behauptung, dass andere unser Ticket finanzieren würden ist schlicht falsch.“ Nikodim Brickwell, Mitglied im Referat Mobilität.

Auch die Aussage, dass das Semesterticket nicht der üblichen Dynamisierung unterläge, stelle sich aus Sicht der Studierendenvertreter anders dar, da der Semesterticketvertrag immer für zwei Jahre gelte und die Preisanpassungen bei den Semesterticketverhandlungen für die letzten beiden Jahre nachvollzogen würden. „Bei jeder der letzten Vertragsanpassungen wurden wir mit massiven Preisanpassungen konfrontiert. Selbstverständlich würden wir es begrüßen, wenn der VVO uns bei den nächsten Verhandlungen keine Preiserhöhung präsentiert, jedoch ist in Anbetracht der aktuellen Inflation nicht davon auszugehen.“ Führt Nikodim Brickwell hierzu weiter aus.

Außerdem traf Oberbürgermeister Hilbert die Aussage, dass das Dresdener Ticket als „Zusatzschmankerl“ eine Fahrradnutzungsmöglichkeit inkludiere. Auch diese Aussage entspricht nach der Meinung der Studierendenvertreter nicht der Realität. Zwar könnten die Studierenden der Technischen Universität das MOBIbike-System ohne zusätzliche Kosten nutzen, anders als von dem Oberbürgermeister behauptet, ist dies jedoch nicht wie bei allen sonstigen Abokund:innen ein kostenfreier Bestandteil des VVO-Tickets, sondern die Studierenden zahlen für die Nutzung der Fahrräder zusätzlich 5 Euro ihres Semesterbeitrages, die über einen weiteren Vertrag mit der DVB festgeschrieben sind.

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Das Interview mit Oberbürgermeister Dirk Hilbert ist bei Campusrauschen zu finden: https://campusrauschen.de/2022/11/22/trotz-krise-voran/