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Offener Brief an das Rektorat der Technischen Universität Dresden Einstellung der Arbeit der AG Teilzeitstudium
Wir, die studentischen Vertreter_innen der AG Teilzeitstudium, legen hiermit unser Engagement für dieses Projekt nieder.
Wir sind im Sommer 2010 mit der Idee gestartet, dass die im (damals noch) Sächsischen Hochschulgesetz verankerte Möglichkeit eines Teilzeitstudiums an der TU Dresden umgesetzt werden sollte. Dazu haben wir haben eine Arbeitsgemeinschaft gegründet, bestehend aus Aktiven des Studentenrates der TU Dresden, Engagierten der Konferenz Sächsischer Studierendenschaften (KSS), der Leitung des Campusbüro Uni mit Kind sowie der Gleichstellungsbeauftragten der TU Dresden. Wir holten Informationen ein, glichen Pilotstudiengänge anderer Bundesländer ab, tarierten die hochschulrechtlichen Statuten aus und investierten sehr viel Zeit in die hochschulweite Aufklärungsarbeit. Wir haben immer wieder versucht, das Rektorat von der Notwendigkeit solcher Flexibilisierungsmöglichkeiten zu überzeugen.
Immer wieder wurden wir vertröstet, dabei wechselten sich die Begründungen im Laufe der Jahre ab: Zunächst stand das Erreichen des Exzellenzstatus im Vordergrund, dann folgten die Haushaltskürzungen, danach die Umsetzung des Zukunftskonzeptes und zuletzt die Softwareumstellung auf SAP. Die Einführung eines Teilzeitstudiums hätte einen sehr geringen Verwaltungsaufwand dargestellt, wurde jedoch in der Dringlichkeit herabgestuft und fortwährend in Aussicht gestellt. Maßgeblich für die Ignoranz dieser Thematik zeigte sich dabei die zuständige Prorektorin für Bildung und Internationales, Frau Prof. Schaefer, die das Kunststück vollbracht hat, eine entsprechende Änderung der Immatrikulationsordnung zum Start des WS 2013/14 zu versprechen, jedoch bis zu ihrem Ruhestand seit 01.10.2013 das bis dahin von ihr ungeliebte Thema Teilzeitstudium auszusitzen und unsere Bemühungen ins Leere laufen zu lassen.
Als eine ihrer diesbezüglichen letzten Amtshandlungen fand am 24.06.2013 eine Gesprächsrunde zwischen Prorektorin und Mitarbeiter_innen der AG Teilzeitstudium statt. Hier sagte sie uns zu, dass sie endlich "den Sack zumachen" wolle. Danach hat sie bis zur Pensionierung alle weiteren Anfragen der AG ignoriert. Saubere Leistung!
Es fand nie ein kontinuierlicher Informationsfluss und Sachstandsabgleich zwischen Rektorat und Vertreter_innen der AG Teilzeitstudium statt. Im Gegenteil! Um Informationen zu erhalten, mussten wir ständig im Rektorat Klinken putzen und unser Vorhaben und dessen Notwendigkeit rechtfertigen.
Die Notwendigkeit von Teilzeitstudiengängen liegt bis heute auf der Hand: Ob Schwangere oder studierende Eltern, Studierende mit körperlicher Beeinträchtigung und/oder chronischer Erkrankung, Studierende, die nahe Angehörige pflegen müssen, Studierende mit besonderem gesellschaftlichen Engagement oder berufstätige Studierende - allen sollte seitens der TU Dresden die Möglichkeit eingeräumt werden, ihren sozialen Hintergrund mit ihrem Studienalltag vereinbaren zu können, so sieht es auch § 32 Abs. 7 des SächsHSFG.
Die AG Teilzeitstudium gewann sogar 2012 den 2. Preis im Wettbewerb "Preis für Familienfreundlichkeit". In der Begründung wurde seitens des Rektorats festgestellt, dass die Initiative der AG gerade deshalb preiswürdig sei, da sie als einzige auf die Verbesserung der Studienbedingungen abzielt und die Vereinbarkeit von Studium und Familie im Sinne des audit familiengerechte hochschule® stärken soll. Die Notwendigkeit der Einführung von Teilzeitstudiengängen wurde in der Eröffnungsrede abermals unterstrichen.
Den Wortmalereien sind jedoch keine Taten gefolgt. Die TU Dresden wurde im September 2013 als "familienfreundliche Hochschule" rezertifiziert, das Logo prangt auf offiziellen Briefen. Ob anhand solcher „Ergebnisse“ die Innenwahrnehmung und Außendarstellung unserer Hochschule übereinstimmen, mag nun jede_r für sich selbst beurteilen.
Die Universitätsleitung scheint sich seit Jahren in einer Spirale der Selbstbeschäftigung und Selbstbestätigung zu befinden, in der es keinen Raum für Richtungsentscheidungen mehr gibt, die sich am Wohl der Studierenden orientieren. Oberste Prämisse und Selbstverständnis der Universitätsleitung lassen sich dabei ausschließlich auf den Begriff der Effizienz herunterbrechen. Eine Anpassung der Studienbedingungen an die Lebensweisen derjenigen, ohne die die Institution Hochschule ihre Existenzberechtigung verlöre, passt selbstverständlich nicht in dieses Selbstverständnis. Wer länger braucht, egal warum, hat es nicht verdient den „heiligen Stempel der Exzellenzuniversität“ auf einem Abschlusszeugnis zu erhalten!
Das Rektorat hat es geschafft, wir machen den Laden dicht! Denn ob Sie, sehr geehrte Damen und Herren im Rektorat, es glauben oder nicht, wir müssen den Studienalltag eines Vollzeitstudiums bewältigen. Und mittlerweile, nachdem die Angelegenheit Ihrerseits über 3 Jahre – und somit die Regelstudienzeit eines kompletten Bachelor-Jahrganges – verschleppt
wurde, haben wir keine Kraft mehr dagegen anzukämpfen, von Ihnen zu unmündigen Zuschauer_innen degradiert zu werden.
Vielen Dank für die Ergebnislosigkeit!
Nicole Groß Diana-Victoria Menzel Steven Seiffert
Studentenrat TU Dresden Studentenrat TU Dresden Studentenrat TU Dresden