Peter Kern spricht über den Zusammenhang von Kulturindustrie und autoritärem Charakter

Datum: 
Donnerstag, 27. Juni 2024 - 19:00 - 21:00
Ort: 
objekt klein a, Meschwitzstr. 9, 01099 Dresden
Veranstaltet von: 
Referat politische Bildung

Kritische Theorie ist keine akademische Disziplin. Sie redet auch keinem Verzicht auf politisches Handeln das Wort, veranlasst aber die an einer Veränderung der Verhältnisse Arbeitenden, die beharrenden Kräfte nüchtern zu analysieren. Den ökonomischen Zwang der Verhältnisse ergänzen Bewusstseinsformen, die die Idee einer richtigen Gesellschaft und das Recht auf Glück der Gesellschaftsmitglieder hintertreiben. Kulturindustrie und Antisemitismus sind die zentralen Gegenstände der kritischen Theorie; der Vortrag stellt sie in den Mittelpunkt. Er handelt von ihrer Aktualisierung. So wird die Figur des Influencers als die zeitgemäße Verkörperung des Warenfetischs verstanden. Der Warenfetischismus konstituiert falsches Bewusstsein; eine Erkenntnis, die die kritische Theorie Georg Lukács verdankt. Der Fetischismus ist mit einer Warenästhetik verschränkt, die mit Hilfe der Internet-Plattformen ubiquitär geworden ist. Die Kulturindustrie nutzt diese Technologie, um auf erweiterter Stufenleiter zu produzieren. Ins Auge fällt, wie sehr die internationale Rechte auf den einschlägigen Plattformen ihre Aktivitäten organisiert. Sie reichert ihre Hetze gegen die Fremden mit Clip-Ästhetik an. Ist sie dabei erfolgreich? Wie lässt sich ihr gegenhalten?
Die kritische Theorie hat mit Studien gezeigt, dass der antisemitische Furor auf die Hetze gegen die Juden verzichten kann. Sie hat dieses Phänomen sekundären Antisemitismus genannt. Das Projekt der deutschen Rechten ist unter diese Kategorie zu bringen. Die AfD mit ihrem Programm der Remigration entwickelt den Antisemitismus ihrer Vorgänger zur generalisierten Feindschaft gegen die Volksfremden fort. Auch davon handelt der Vortrag.
Kulturindustrie wie Antisemitismus sind Bewusstseinsformen der Verschleierung. Sie arbeiten mit falschen Konkretionen. Warenförmig verdinglichte Herrschaftsverhältnisse geben sie als personale aus. Kulturindustrie lockt mit dem Bild von Befreiung als einem Event im Gegenwert einer Kinokarte. Der sekundäre Antisemitismus dockt am bewusstlosen Unglück der Gesellschaftsmitglieder an. Er lockt mit dem Versprechen, Mächte des Bösen kenntlich zu machen. Die nicht alles für Deutschland geben, ziehe man zur Rechenschaft, sobald man am Ruder sei. Das in Aussicht gestellte Pogrom macht die Hasspropaganda so attraktiv.