Ästhetik des Widerstands nach Peter Weiss und G.W.F. Hegel

Datum: 
Donnerstag, 2. November 2023 - 19:00 - 21:00
Ort: 
Hörsaal ZEU/118/H
Veranstaltet von: 
Referat politische Bildung

Der Vortrag entwickelt die Frage nach der gesellschaftstheoretischen Bedeutung der Ästhetik im Spannungsfeld von Peter Weiss’ Roman Die Ästhetik des Widerstands und G.W.F. Hegels Vorlesungen über die Ästhetik.
Der Begriff “Ästhetik” ist für Hegel der schönen Kunst unangemessen, weil er suggeriert, es ginge hier bloß um Sinnliches. Die Kunst weist ihm zu Folge über dieses bloß den Sinnen Gegebene hinaus. Sie hat wie die Philosophie einen geistigen Gehalt. Anders als die Philosophie vermittelt sie diesen Gehalt jedoch durch sinnliche Ausdrucksmittel. Der Gegenstand der philosophischen Ästhetik ist also zugleich sinnlich und Negation des Sinnlichen. Hegel begreift diese widersprüchliche Form der Kunst als ihren Mangel gegenüber der Philosophie. — In diesem “Mangel” kann man jedoch auch einen Vorzug sehen: gerade weil die Kunst durch ihre Ausdrucksmittel auf die sinnlich-materielle Wirklichkeit der Gesellschaft verwiesen bleibt, ist sie für deren Kritik relevant. Ästhetik als Theorie der Kunst ist so zugleich als Gesellschaftskritik zu verstehen.
Doch in welchem Verhältnis steht die Ästhetik als Gesellschaftskritik zur Kunst? — Für Hegel hat die Ästhetik als philosophische Theorie der Kunst den “Mangel” ihres Gegenstands überwunden, weil ihr Denken keiner sinnlich-materiellen Vermittlung mehr bedarf. Diese Auffassung von Ästhetik impliziert jedoch eine “Anästhetisierung” des Denkens. Um dem kritischen Gehalt der Kunst gerecht zu werden, bedarf es entgegen einer solchen anästhetisierten Ästhetik einer “ästhetischen Theorie”, oder einer “Ästhetik des Widerstands”. — Die Ästhetik des Widerstands von Peter Weiss wird als ein künstlerisches Gegenmodell zu Hegels Ästhetik diskutiert, die sich der Anästhetisierung der ästhetischen Form widersetzt.